27. März 2012

Autoreninterview mit Sabine Leipert

Wollten Sie schon immer Autor/in werden?
Nein, sehr lange wollte ich Regisseurin werden, Filme machen, was aber letztendlich auch mit Geschichten erzählen zu tun hat. Dieses Ziel habe ich sogar recht lange verfolgt, nach dem Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft arbeitete ich ein paar Jahre als Regieassistentin am Set für Fernsehserien und –filme. Bis zur Regie kam es aber nicht, außer bei einigen Kurzfilmen.

Gab es eine Art Auslöser der Sie zum schreiben gebracht hat?
Schon während des Studiums und parallel zu der Arbeit am Set habe ich mich zunächst auch mit dem Drehbuchschreiben beschäftigt, einige Drehbuchkurse belegt und schließlich ein erstes Drehbuch verfasst. Da ist dann der Funke übergesprungen. Plötzlich wurde mir klar, dass das Schreiben mein eigentliches Ding ist, dass mich das sehr ausfüllt und mir unheimlichen Spaß macht. Neben dem ersten Drehbuch entstand dann auch gleich der erste Roman  

Haben Sie einen Autoren als Vorbild?
Nicht wirklich, ich könnte mehrere Namen, eher sogar eine Richtung nennen, die ich mir zum Vorbild nehme. Das sind die neueren englischen Autoren, wie z.B. Ian McEwan, Julian Barnes, Nick Hornby, David Lodge, Graham Swift. Was ich an ihrer Literatur mag, ist das scheinbar problemlose Verweben von unterhaltsamer Schreibe mit tiefgründigen Themen, die Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit. 
 
Was sind Ihre Lieblingsbücher?
Viele und es kommen immer mehr dazu ;-) „Abbitte“ von Ian McEwan halte ich für ein Meisterwerk und es zählt definitiv zu meinen ganz großen Favoriten. Ich liebe vor allem die englische Literatur, Jane Austen und E.M. Forster z.B. (Emma und Zimmer mit Aussicht waren lange Zeit meine Lieblingsbücher). Von den aktuelleren Romanen kann ich „Gut gegen Nordwind“, „Alle sieben Wellen“ und „Zwei an einem Tag“ zu meinen Lieblingsbüchern zählen. Und die Liste wird wohl auch weiterhin wachsen…

Welches Genre bevorzugen Sie als Leser?
Ich tue mich immer schwer mit Genres, da ich z.B. nicht wüsste, in welches Genre man die oben genannten Bücher einordnen soll. Liebesromane mit Anspruch? Gesellschaftsromane? Gegenwartsliteratur? Entwicklungsromane, Coming of Age Geschichten, postmoderne Romane. Das alles sind Genres, die mich interessieren, und ich versuche mich gerade an den ersten Krimis.

Was ist Ihre Lieblingsmusik?
Ich höre sehr gerne und sehr viel Musik, auch beim Schreiben und während es früher Grunge und Hardrock war, sind es jetzt auch andere Sachen, etwas Indie und Rock muss aber dabei sein. Aktuell höre ich gerne Muse, die Cardigans, Snow Patrol, Mando Diao, auch Adeles Album gefällt mir oder mal Sunrise Avenue, Milow von den neueren mainstreamigeren Sachen.…Wenn ich genau darüber nachdenke, hat meine Neugier schon früher vor nichts Halt gemacht, ich kann fast jeden Beatles-Song mitsingen, ebenso Bruce Springsteen, Cat Stevens, U2, Gott, es würde zu lange dauern, alles aufzuzählen, aber ich kaufe mir ständig neue und alte Alben und so oft es geht Musik.

Haben Sie eine Art Ritual beim schreiben?
Ich weiß nicht, ob man es schon als Ritual bezeichnen könnte, aber ich mache mir erstmal eine Thermoskanne voll Tee, lege dann oft eine CD ein, von der ich glaube, dass sie mich bei der speziellen Stelle im Buch oder Drehbuch, an der ich gerade arbeite, inspirieren könnte und fange dann einfach an.

Gab es bei Ihnen jemals Schreibblockaden und wenn ja was machen sie dagegen?
Überraschenderweise noch nie, und ich glaube auch nicht, dass mich jemals die Angst vor dem weißen Blatt befallen wird, weil in meinem Kopf soviele Ideen miteinander darum konkurrieren, als erste aufs Papier gebracht zu werden und ich mangels Zeit mir angewöhnt habe, einfach zu schreiben. Eher kommt es mal vor, dass ich beim Schreiben nicht ganz glücklich darüber bin, was ich gerade schreibe, aber das lässt sich dann meistens überarbeiten.

Woher nehmen sie die Ideen zu ihren Büchern?
Aus dem Leben, eigentlich, und eher selten meinem eigenen. Ich beobachte einfach sehr gerne, höre zu, wenn andere erzählen. Dazu gibt es bestimmte Themen, die mich einfach beschäftigen, Liebe und Beziehungen jeglicher Art gehören dazu, und die so viel Stoff bieten, dass ich sie in meinen Romanen gerne in verschiedenen Richtungen auslote. Außerdem lese ich regelmäßig die Tageszeitung, besonders die kleineren, scheinbar unspektakulären Meldungen, aus denen man aber oft ein menschliches Drama erschließen kann.
Ist eine Fortsetzung geplant?
Mit „Seitenwechsel“ ist die Trilogie um Karina Schneider erstmal abgeschlossen. Ob es von meinem nächsten Roman eine Fortsetzung geben wird, hängt vermutlich davon ab, wie gut er ankommt. Grundsätzlich leben die Figuren in meinem Kopf auch nach Beendigung eines Romans weiter und Material für Fortsetzungen ist daher auf jeden Fall da – selbst für Karina ;-).

Schreiben Sie Hauptberuflich oder als Hobby nebenbei?
Hauptberuflich schreibe ich Drehbücher, insofern verdiene ich schon mit Schreiben mein Geld. Das Romanschreiben betrachte ich zwar nicht als Hobby, ich würde sagen, ich betreibe es auch recht „professionell“, kann aber (noch) nicht davon leben.

War es scher einen Verlag zu finden?
Als ich es mit meinem ersten Manuskript ohne Ahnung vom Buchgeschäft und recht naiv auf gut Glück versucht habe, war es schwer – ich hab das Manuskript in der Form nicht verkaufen können und bekam viele Standardabsagen. Mit meinem zweiten Manuskript suchte ich mir stattdessen eine Literaturagentur, eben weil mir klar war, dass ich es allein nicht schaffen würde. Dann ging es überraschend schnell und einfach. Gleich die erste Agentur nahm meine Manuskripte an, wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Und einige Zeit nach der nächsten Buchmesse gab es mehrere interessierte Verlage und schließlich konnte ich sogar noch mein erstes in der Zwischenzeit stark überarbeitetes Manuskript verkaufen.

Beschreiben Sie sich selber in 3–4 Sätzen
Ui, das ist schwer. Ich bin sehr ehrgeizig, wenn ich ein bestimmtes Ziel habe, verfolge ich es auch sehr hartnäckig, bis ich es erreicht habe. Damit mache ich es mir und meiner Umwelt wohl nicht immer leicht, denn leider bin ich auch sehr ungeduldig, obwohl ich dagegen ankämpfe, mal mehr mal weniger erfolgreich. Und ich brauche Abwechslung im Leben, Monotonie langweilt mich, deswegen bin ich froh, dass ich über meine Roman- und Drehbuchfiguren quasi mehrere Leben parallel erleben kann ;-)

Was würden Sie als ihre herausstechenste Charaktereigenschaft sehen?
Empathie vielleicht, ich glaube, ich kann mich gut in andere Menschen hineindenken, in ihre Gefühle, was mir auch beim Schreiben hilft

Wo würden Sie am liebsten Leben und warum?
Oh, man will ja immer am Meer oder in den Bergen oder in der Sonne oder einfach nur in einem anderen Land leben, aber ich lebe am liebsten hier, mitten in Köln, in unserem kleinen alten Haus mit Gärtchen. Hier fühle ich mich zuhause.

Welchen Rat haben Sie für jemanden der selber schreiben möchte?
Eigentlich den klassischen, viel schreiben und lesen. Das Schreiben, wenn man es ernsthaft betreiben will, wie eine Art Handwerk betrachten, in dem man erst mit viel Übung gut wird. Jeden Tag schreiben ist meiner Ansicht nach der beste Weg. Man lernt immer was dazu.
Wenn sie einen Tag in der Rolle irgendeiner Figur verbringen könnten welche wäre das?
Ui, noch so eine gute, aber schwere Frage: Hm, auf jeden Fall ein Mann, nur um zu sehen, wie das ist. Einer von der Sorte, harte Schale, weicher Kern. Superman vielleicht, denn fliegen würde ich auch gerne können … und unverwundbar sein ;-)

Was Für ein Gefühl ist es das eigene Buch in Händen zu halten?
Beim ersten Buch ein total unwirkliches. Ich habe mich gar nicht getraut, hineinzuschauen, weil ich Angst vor meinen eigenen Sätzen hatte und kaum glauben wollte, dass das jetzt ganz viele lesen können. Aber auch ein tolles Gefühl, auf jeden Fall.
Was erwarten sie von ihrer Zukunft als Autor/in
Einen Bestseller ;-) Und die Möglichkeit, noch viele Geschichten erzählen und auch veröffentlichen zu können, die mir am Herzen liegen. 


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