21. Februar 2012

Autoreninterview mit Frank Maria Reifenberg

Frank Maria Reifenberg
Wollten Sie schon immer Autor/in werden?
Nein, absolut nicht! Ich habe mich erst Mitte 30 dazu entschieden und auch das war eher ein Zufall.

Gab es eine Art Auslöser der Sie zum schreiben gebracht hat?
Ein Freund schlug mir vor, mich bei der Internationalen Filmschule Köln für die Drehbuchausbildung zu bewerben. Ich hatte gerade meinen alten Job aufgegeben und war offen für alles. Die IFS nahm mich an und so kam eins zum anderen …

Haben Sie einen Autoren als Vorbild?
Nein, es gibt viele Autoren (und Autorinnen), die ich toll, spannend, interessant finde, aus vielen Genres und mit sehr unterschiedlichem Stil. Wenn ich so schreiben könnte wie Jonathan Lethem, Stewart O’Nan oder Truman Capote wäre ich froh. Aber ich mag auch Alice Munro oder Miranda July …

Was sind Ihre Lieblingsbücher?
Das wechselt ich bin immer offen für Werke, die mich noch mehr packen als mein „voriges“ Lieblingsbuch. Ein Buch hat mich seit meinem 16. Lebensjahr begleitet und ich habe es schon über 15 Mal gelesen: Thomas Manns „Buddenbrooks“.

Welches Genre bevorzugen Sie als Leser?
Ich bin sehr neugierig und gebe jedem Genre eine Chance. Wichtig ist, dass starke Emotionen bei starken Personen die Geschichte tragen. Ob das in einem dystopischen Mammut-Roman oder in eine Krimi-Kurzgeschichte stattfindet, ist mir egal. Auf diese Weise entdeckt man Bücher wie das „Journal“ von Gerard Manley Hopkins oder „Das Tagebuch der Madame de Renal“, auf die ich sonst vielleicht nie gekommen wäre.

Was ist Ihre Lieblingsmusik?
Wie bei den „Buddenbrooks“ gibt es hier auch so ein Lebenslied: Lou Reed „Walk on the wild side“, keine Ahnung warum, ich habe ungefähr zur selben Zeit immer und immer wieder auf einem alten Kassettenrekorder gehört. Ich musste immer einen schweren Stein auf das Kassettenfachlegen, weil es sonst immer wieder aufsprang … ☺

Haben Sie eine Art Ritual beim schreiben?
Ja: hinsetzen und loslegen!

Gab es bei Ihnen jemals Schreibblockaden und wenn ja was machen sie dagegen?
Dieses Wort wurde nur erfunden, um uns Autoren eine schön dramatische Begründung dafür zu geben, warum wir nicht das tun, was eine Frage weiter oben steht. Klar, mal geht es gut voran, mal schlecht, aber die Hauptsache ist, einfach immer weiterzumachen und nicht allzu viel über die Befindlichkeiten nachzudenken.
Woher nehmen sie die Ideen zu ihren Büchern?
Ideen sind überall, man muss nur die Augen aufhalten und die Ohren und die Nase und alle Sinne. Manchmal ist es ein Satz in der S-Bahn, den ich aufschnappe, manchmal ein Zeitungsartikel oder ich stehe an der Ampel, bin genervt, dass sie nicht grün wird und denke plötzlich: Klar, der Herr Grünmann aus der Ampel hatte keinen Bock mehr auf seinen Job. Deswegen ist er abgehauen und die Ampel wird nicht mehr grün. Zack, war eine Geschichte für die Sesam-Straße da!

Ist eine Fortsetzung geplant?
Zu „Unsichtbare Blicke“? Nein, die Geschichte ist komplett so. Ich schreibe aber schon am nächsten Thriller für Rowohlt und wieder hat eine Lüge, ein Familiengeheimnis eine große Bedeutung.

Schreiben Sie Hauptberuflich oder als Hobby nebenbei?
Schreiben ist mein Beruf.

War es schwer einen Verlag zu finden?
Nein, weil Thienemann, mein damaliger Verlag, mich gefragt hat, ob ich etwas für sie schreiben will. Das war ein Riesenglück!

Beschreiben Sie sich selber in 3–4 Sätzen
Oh je. Eigen- und Fremdwahrnehmung driften ja meistens sehr weit auseinander, auch wenn das die meisten Leute nicht zugeben wollen. Ich bin ein wissbegieriger Mensch, der sich gerne auch neuen Herausforderungen stellt. Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit sind mir wichtig, bei mir und bei anderen. Ich bin oft ungeduldig und auch nachtragend. Ich wünsche mir (noch) mehr Gelassenheit.

Was würden Sie als ihre herausstechenste Charaktereigenschaft sehen?
Keine Ahnung.

Wo würden Sie am liebsten Leben und warum?
In einem Haus am Meer. Der weite Blick aufs weite Meer macht mich total locker.

Welchen Rat haben Sie für jemanden der selber schreiben möchte?
1. Üben, üben, üben
2. Schreibe möglichst nur über das, was dich wirklich interessiert, wofür dein Herz brennt und
3. lerne damit zu leben, dass das vielleicht nicht vielen anderen gefällt. Wenn es doch vielen gefällt – umso besser!

Wenn sie einen Tag in der Rolle irgendeiner Figur verbringen könnten welche wäre das?
Mephisto.

Was Für ein Gefühl ist es das eigene Buch in Händen zu halten?
Das bist du ja endlich, du kleines Scheißerle! Hast echt viel Arbeit und Ärger gemacht, aber schön, dass du nun endlich da bist …

Was erwarten sie von ihrer Zukunft als Autor/in?
Das ich mit jedem Buch lerne und besser werde. Am Ende dann bitte noch 2–3 weltweite Bestseller! ;-)


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