21. Februar 2012

Autoreninterview mit Laura Flöter

Laura Flöter
Wollten Sie schon immer Autor/in werden?
Ich glaube, diese Frage kann ich sehr kurz und präzise beantworten: Ja. Das Schreiben von Geschichten und das Buch als der Gegenstand, der sie enthält, haben mich schon immer fasziniert. Es war immer ein großer Traum von mir, so etwas auch einmal selbst zu tun – und jetzt ist es tatsächlich passiert. Unglaublich!

Gab es eine Art Auslöser, der Sie zum Schreiben gebracht hat?
Nein. Ich habe das einfach schon immer gemacht. Ich fing mit dem Schreiben an, sobald ich Rechtschreibung und Alphabet einigermaßen beherrschte – also in der Grundschule. Mein erstes Schreibgerät war ein Aufziehfüller, schwarz mit dunkelrotem Muster, das weiß ich noch genau, den meine Eltern mir geschenkt hatten. Ich war völlig entzückt von diesem Füller! Damals liebte ich die Nils Holgersson-Zeichentrickserie über alles, und so schrieb ich zunächst vor allem Gänsegeschichten – Abenteuer von Däumling und Martin, die ich mir selbst ausgedacht hatte, aber auch Geschichten über unsere vielen Haustiere. Ich schrieb auf unliniertes Papier, malte Bilder dazu und tackerte dann alles zusammen – fertig war das ‚Buch’! Die habe ich auch heute noch. Geschichten waren aber schon immer in meinem Kopf; als ganz kleines Kind habe ich mit meinen Freundinnen stundenlang Fantasiespiele gespielt. Aufs Papier fanden die Geschichten aber erst mit dem Schreibenlernen

Haben Sie einen Autoren als Vorbild?
Vorbilder im engeren Sinne habe ich nicht – man kann ohnehin nur sein eigenes Leben leben, und so sein wollen wie jemand andres macht einen auf Dauer, glaube ich, eher unzufrieden. Aber selbstverständlich gibt es viele Menschen, die mich beeindrucken und die mir ein Beispiel davon gegeben haben, was möglich ist, was man erreichen kann. Was das Schreiben angeht: Ganz besonders bewundere ich Michael Ende – ein großer Literat mit einer unerschöpflichen Vorstellungskraft und unvergleichlichem sprachlichen Vermögen, dem das phantastische Genre nicht nur in Deutschland enorm viel zu verdanken hat. Persönlich habe ich, glaube ich, viel von Stephen King und Peter S. Beagle gelernt. Das sind zwei Autoren, deren Stil mich wirklich geprägt hat, das kann ich ganz offen zugeben. Aber auch während meines Literaturstudiums habe ich sehr viele Anregungen und Einflüsse aufgenommen.

Was sind Ihre Lieblingsbücher?
Ich habe viele Bücher, die mir sehr gut gefallen. Wirklich mehrmals gelesen habe ich aber nur „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende und den „Dunklen Turm“ von Stephen King – also müssten das wohl in diesem Sinne meine Lieblingsbücher sein.

Welches Genre bevorzugen Sie als Leser?
Ich lese natürlich sehr gerne Phantastisches, aber ich schränke mich da nicht ein; vor einiger Zeit habe ich „The Road“ von Cormac McCarthy gelesen, außerdem etwas von Juli Zeh und Jonathan Franzen – also auch Fiktiv-Realistisches. Ich finde es wichtig, sich mit möglichst vielen unterschiedlichen Texten auseinanderzusetzen, gerade, wenn man selber schreiben möchte, um seinen literarischen Horizont und damit auch den eigenen Vorstellungsschatz und das persönliche Ausdrucksvermögen zu erweitern. Gutes Erzählen beruht auf Regeln, die über Genre und Gattung hinaus gültig sind.

Was ist Ihre Lieblingsmusik?
Metal, ganz klar :) Zu meinen Lieblingsbands gehören Iced Earth, In Flames und Amon Amarth, aber auch Punkiges wie Die Ärzte. Ich mag eigentlich alles, was nicht Mainstream ist – und außerdem auch viele klassische Sachen.

Haben Sie eine Art Ritual beim Schreiben?
Hm. Nein, ich glaube nicht – außer, eine Tasse Tee und meine Katze würden auch unter 'Rituale' fallen…Bei mir läuft es so: hinsetzen, PC an, Schreiben. Fertig.

Gab es bei Ihnen jemals Schreibblockaden, und wenn ja, was machen Sie dagegen?
Eine echte Schreibblockade nicht, glaube ich. Es gibt natürlich hin und wieder Tage, an denen die Worte einfach nicht so richtig wollen. Aber das ändert sich dann bei mir auch meistens für heute nicht mehr – deshalb lasse ich es dann einfach ganz und mache etwas Anderes, z.B. an meiner Dissertation schreiben; die möchte ja auch nicht vernachlässigt werden! Allerdings hat wahrscheinlich jeder Künstler hin und wieder Zweifel an sich und seinem Werk – das gehört dazu, davon darf man sich nicht klein machen lassen. Krisen zeigen ja meistens an, dass etwas im Umbruch ist – man sollte sich selbst dann einfach die Zeit geben, die man braucht, um damit „fertig zu werden“, sozusagen. Insofern sind Krisen oft auch sehr produktiv.

Woher nehmen sie die Ideen zu ihren Büchern?
Mein allerliebstes Hobby sind phantastische Rollenspiele – ich spiele seit etwas mehr als zehn Jahren mit annähernd der gleichen Clique, und zwar jeden Sonntag Abend. Das ist ein fester Termin in der Woche, und der ist mir sehr wichtig; wir wechseln dabei zwischen fantasy und Phantastik und spielen „Das Schwarze Auge“ oder „World of Darkness“/Crossover. Dabei spielt Melanie eine besonders große Rolle; wir spielen schon sehr lange zusammen und arbeiten unsere Geschichten und die Figuren darin akribisch aus, was ein riesiger Fundus an Anregungen ist. Aber ich gehe auch gern ins Kino, ins Theater und in die Oper oder in Museen und Kunstgalerien – eigentlich fällt immer irgendwo ein 'Kreativitätspartikelchen' ab :)

Ist eine Fortsetzung geplant?
Nicht, dass ich wüsste – aber ich hoffe natürlich, dass sich das ändert, denn es gibt da noch sehr viel, was ich gern über Malach, Ezariel und Jeásh erzählen würde. Ich habe schon einen Berg Notizen gemacht und weiß genau, wie die Geschichte weitergehen könnte – lassen wir uns also überraschen! Augenblicklich arbeite ich aber an einem Märchenroman – meinem ersten selbst entworfenen Romanprojekt, der „Engelseher“ war ja im Grunde eine Auftragsarbeit, auch wenn ich bei der inhaltlichen Gestaltung fast völlig freie Hand hatte. Diese andere Geschichte jetzt spielt im gleichen Universum wie die des „Engelsehers“, aber auf einer andren Welt, vor einer dystopischen fantasy-Kulisse. Jeónathar, der junge Protagonist, macht sich auf eine Suche, denn bei seinem Volk, den Arkhalaéyi, die halb Mensch, halb Vogel sind, gibt es keinen Zweiten Namen für ihn; ohne diesen aber kann Jeó nicht erwachsen werden. Die Sternseherin, die geistige Führerin seines Stammes, rät ihm deshalb, fortzugehen – „Der Schatten deines Vaters liegt auf dir,“ erklärt sie ihm. Deshalb macht Jeó sich auf nach Neverlôr, ein Legendenreich, denn auf dieser Reise, heißt es, finde man sich selbst. Aber auf diesem Weg begreift er, dass er seinen Namen nicht erhalten wird, wenn er nicht herausfindet, wer sein Vater ist – und was die Worte der Sternsehenden bedeuten.

Schreiben Sie hauptberuflich oder als Hobby nebenbei?
Leider schreibe ich bisher nur nebenberuflich, aber wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag nichts andres machen! Nein, das ist nicht ganz richtig – meine Dissertation liegt mir auch sehr am Herzen, die möchte ich unbedingt voran bringen, und ich könnte mir auch nicht vorstellen, ohne meine Malerei zu leben. Sagen wir also: Das Schreiben ist meine Hauptnebenbeschäftigung :)

War es schwer, einen Verlag zu finden?
Ach, das war eine sehr aufregende Geschichte. Ja und nein. Vier Jahre lang habe ich versucht, meinen Erstling, den „Sternenlichtschatten“, irgendwo unterzubringen – da war ich vielleicht achtzehn oder neunzehn, jedenfalls so zu Abiturzeiten. Ich schrieb also sämtliche große Verlagshäuser an und schickte ihnen ein nettes Schreiben und ein paar Seiten Probetext. Im Vorhinein habe ich schon jede Menge Recherchen angestellt und meine Einsendung dann entsprechend konzipiert. Ein großer Verlag hätte meinen Text dann fast genommen, aber leider scheiterte das Manuskript dann in der letzten Instanz. Ergo: Absage. Das war sehr bitter, ich hatte mich schon unglaublich gefreut. Aber Absagen in letzter Minute, das hab ich inzwischen raus, sind einfach Alltag, wenn man in meinem Bereich tätig sein will und einen bestimmten Bekanntheitsgrad unterschreitet. Nachdem es da also nicht geklappt hatte, begann ich mit der Suche nach Kleinverlagen, die vielleicht interessiert sein könnten – auch das war enorm zeitaufwändig, denn ich hatte ja noch nie einen Verlag von innen gesehen und keine Ahnung, wie man so etwas systematisch angeht. So stieß ich dann per Zufall auf den Zeitspur-Verlag. Der verlegt zwar keine fantasy, aber ich schrieb trotzdem hin – und erhielt eine der wenigen Antworten, die überhaupt zurückkamen! Mein Text passe nicht ins eigene Programm, aber der Text gefalle sehr und man kenne da jemanden – Frau Zietsch vom Fabylon-Verlag. Der Text sei ihr schon zugegangen, das sei hoffentlich in meinem Sinne, viel Erfolg und mit freundlichen Grüßen. Zwei Wochen später bekam ich eine nette Email von Uschi – ob wir nicht einmal telefonieren wollten? Ich bin fast aus dem Anzug gehüpft vor Aufregung! Auch sie mochte den Text sehr gern, leider war er aber für ihren Verlag zu groß. Ob ich nicht eine andere Geschichte hätte, die kürzer sei…? Bäm! So hat es bei mir angefangen. Auch wenn zwischen dieser Email und dem ersten fertigen Text JEDE MENGE Arbeit, Blut, Schweiß und Tränen nötig waren – ich hab durchgehalten, und darauf, muss ich sagen, bin ich schon stolz.

Beschreiben Sie sich selber in 3–4 Sätzen
Ich interessiere mich für fast alles, bin neugierig und habe immer viel vor – und noch mehr Ideen, was es da sonst noch so alles gibt. Mir fällt es oft schwer, mich auf einen Weg festzulegen, weil ich immer glaube, ich verpasse dann etwas anderes. Ich weiß genau, was ich will – und was ich nicht will. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bringt mich nichts mehr davon ab.

Was würden Sie als ihre herausstechendste Charaktereigenschaft sehen?
Da würde ich sagen: phantasievoll. Oder kreativ. Ohne eine sprudelnde Phantasie hätte ich wohl gar nicht erst mit dem Schreiben angefangen. Oder mit dem Malen. Allerdings würde ich wohl viel mehr Geld verdienen, wenn mir Informatik oder Technik genauso liegen würde wie das. Aber ich fürchte, das kann man nur teilweise beeinflussen…

Wo würden Sie am liebsten leben, und warum?
Na, in Mittelerde natürlich, oder sonst irgendwo, wo es wirklich Elfen, Trolle und Drachen gibt!

Welchen Rat haben Sie für jemanden der selber schreiben möchte?
Also, zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mich selbst noch als absolute Newcomerin verstehe. Ich habe zwar schon ein, zwei Sachen gemacht, aber ich bin noch Lichtjahre davon entfernt, eine arrivierte Autorin zu sein, und, wenn ich realistisch bin: Es steht in den Sternen, ob ich jemals so weit komme. Deshalb fühle ich mich nicht so wirklich in der Position, schon Ratschläge zu geben. Ich kann nur erzählen, wie es bei mir gelaufen ist, und hoffen, dass es anderen, die noch genauso auf dem Weg sind wie ich, ein bisschen Mut macht. In meinem Fall war es, wie bei so vielen anderen auch, ein elend langer und enorm anstrengender Prozess. Vier Jahre lang habe ich versucht, meinen Erstling, den „Sternenlichtschatten“, irgendwo unterzubringen – da war ich vielleicht achtzehn oder neunzehn, jedenfalls so zu Abiturzeiten. Ich schrieb also sämtliche große Verlagshäuser an und schickte ihnen ein nettes Schreiben und ein paar Seiten Probetext – das ist in jedem Fall ein ganz wichtiger Punkt: Ehe man sein Manuskript irgendwo hinschickt, muss man sich erkundigen, was der Verlag sehen möchte. Meiner Erfahrung nach ist das völlig unterschiedlich, auch, wenn sie überhaupt eine Sparte haben, in die der eigene Text passen könnte. Im Vorhinein habe ich also schon jede Menge Recherchen angestellt und meine Einsendung dann entsprechend konzipiert. Meine Tipps für alle, die schreiben wollen, wären also: Zäh sein. Hart arbeiten. Und ein bisschen Glück haben.

Wenn sie einen Tag in der Rolle irgendeiner Figur verbringen könnten welche wäre das?
Oh, ich glaube, ich wäre gern jemand, der zaubern kann – vielleicht mein Rollenspiel-Charakter Lîskith, ein Schwarzmagier, der ist schon ziemlich cool ;) Er ist enorm intelligent und weiß unglaublich viel. Er beschäftigt sich mit dem kosmischen Gefüge der Welt, in der er lebt. Das fände ich super – wirklich verstehen können, wie die Kräfte wirken, die unser Leben beeinflussen, selbst, wenn man sich trotzdem nicht beeinflussen kann. Das stelle ich mir großartig vor!

Was für ein Gefühl ist es, das eigene Buch in Händen zu halten?
Wie ich schon sagte: Man kann es einfach nicht glauben. Auch, wenn man das Buch gedruckt, gebunden und signiert in Händen hält – das ist eins der großartigsten Dinge, die mir bisher passiert sind!

Was erwarten Sie von ihrer Zukunft als Autor/in?
Naja, das ist nicht schwierig – ich wünsche mir natürlich, dass ich ein geneigtes Publikum finde und weiterhin die Möglichkeit habe, zu schreiben und zu malen. Darüber hinaus hoffe ich, dass sich mein Dissertationsprojekt gut und zügig entwickelt und in der akademischen Welt ein wenig Beachtung findet!


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