25. Februar 2012

Autoreninterview mit Lucas Edel

Lucas Edel

Wollten Sie schon immer Autor/in werden?
Unter anderem … neben Arzt, Pilot, Astronaut, Schiffskapitän, Journalist und Koch, war Autor immer ein Wunschberuf von mir. Drei der Wünsche sind schon in Erfüllung gegangen.

Gab es eine Art Auslöser der Sie zum schreiben gebracht hat?
Ich bin in einem zu Hause aufgewachsen, das vor lauter Büchern aus allen Nähten platzte.
Als ich mit dreizehn Jahren an einer Lungenentzündung erkrankte war es dann soweit. In den ersten Büchern blätterte ich, dann begann ich zu lesen und kam nicht mehr davon los. Irgendwann danach wuchs in mir der Wunsch auch solche „Welten zwischen zwei Buchdeckeln“ zu erschaffen. Das ist die wahre Faszination an der Schreiberei.
Worte auf Papier, die im Geist zur Realität werden und wenn man sich noch so rational klar macht, dass es nur Farbe auf Zellulose ist, die Phantasie ist stärker.

Haben Sie einen Autoren als Vorbild?
Im Moment die Arbeiten von Robert B. Parker, aber das kann sich schnell wieder ändern.

Was sind Ihre Lieblingsbücher?
Solaris und Das Fiasko von Stanislaw Lem, so ziemlich alles von Joseph Roth, die romanhaften Fallbeschreibungen von Siegmund Freud und für den Humor Fritz von Herzmanovsky-Orlando … sehr österreichisch, wenn ich es jetzt so betrachte.
Aber auch ein gutes Sachbuch wie „Insectopedia“, „An infinty of things“ oder „Packing for Mars“ kann es mir schon mal antun.

Welches Genre bevorzugen Sie als Leser?
Eigentlich keines. Was mich interessiert, das lese ich.

Was ist Ihre Lieblingsmusik?
Auch das ist verschieden. Im Winter mehr Latin Jazz und Bossa Nova, im Frühling geht es Richtung Punk und Cross-Over, im Sommer Japan-Pop, im Herbst Klassik. Beim Schreiben gibt es dann für jedes Buch wieder einen eigenen „Soundtack“. Was soll ich sagen … es ist kompliziert …J

Haben Sie eine Art Ritual beim schreiben?
Zuerst lese ich das letzte Kapitel, das ich geschrieben habe, dann Musik rein, Kopfhörer auf und los geht es. Die Tageszeit ist ziemlich egal, am besten geht es aber zwischen 17 und 19 Uhr.

Gab es bei Ihnen jemals Schreibblockaden und wenn ja was machen sie dagegen?
Nein, das gibt es nicht. Zeitmangel ist eher das Problem. Ich halte das Wort „Schreibblockade“ für eine Ausrede. Eine Ausrede für schlechte Planung. Halbgare Plots, flache Charaktere und kein Dilemma in der Geschichte führen zu stockendem Schreibverhalten. Irgendwann gibt man dann auf. Wenn man es ernst meint kann man immer schreiben. 

Woher nehmen sie die Ideen zu ihren Büchern?
Ha, das ist eine gute Frage. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich lese etwas und da ist ein Gedankenblitz. Ich suche nach meinen Brillen, da ist wieder einer. Ich nehme einem Patienten Blut ab, wieder was. Es sind eher Personen und Dilemmata, die am Anfang einer Geschichte stehen. Die Wünsche von Menschen führen zu Handlungen und daraus ergeben sich Geschichten, nicht umgekehrt.
Niemand sagt: Da war eine Kreuzigung und nachher entwickelte sich eine Religion daraus. Nö, so funktioniert die Story nicht.

Ist eine Fortsetzung geplant?
Von „Psyche. Welten.“? Geplant nicht wirklich. Wenn sich eine dieser Seelenstudien anbietet, dann schreibe ich sie nieder. Meistens kostet mich das Hineinversetzen in solche Personen aber unglaublich viel Kraft. Daher dauern solche Text länger in der Produktion.
Ich spüre dabei Archetypen in mir nach, jenen Teilen, die so sein könnten, aber nicht sind. Das ist unsagbar hart, aber sehr interessant von wissenschaftlicher Seite her, wenn man selbst das Studienobjekt ist.

Schreiben Sie Hauptberuflich oder als Hobby nebenbei?
Zurzeit als Hobby, obwohl … welcher Autor träumt nicht davon, vom Verkauf seiner Texte leben zu können. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mich das nicht reizt.

War es schwer einen Verlag zu finden?
Ja. Im Moment kämpft jeder für sich alleine. Von freundschaftlicher Kooperation kann man nur träumen.

Beschreiben Sie sich selber in 3-4 Sätzen
Schwierig. Ich versuch es mit meinem Lebensmotto: Pain is transient, failure is forever.  (Schmerz geht vorbei, Versagen ist für immer.)

Was würden Sie als ihre herausstechenste Charaktereigenschaft sehen?
Meine Hilfsbereitschaft.

Wo würden Sie am liebsten Leben und warum?
Ich bin hier in Österreich noch sehr glücklich, aber wer weiß was die Zeiten bringen. In dem Fall würde ich mich Richtung Asien bewegen, weil es dort noch viel mehr zu entdecken gibt, als im Westen.

Welchen Rat haben Sie für jemanden der selber schreiben möchte?
Dazu gibt es sehr viel zu sagen. Aber der Einfachheit halber versuche ich es mal mit sechs Punkten.
1.      Plane jeden Schritt sauber im Vorhinein auf einem Zettel
2.      Sammle Ideen, selektiere und verwende nur jene, die der Geschichte dienen
3.      Bring das Ding fertig … um jeden Preis!
4.      Schreib für Leser, nicht für Autoren
5.      Hol dir Testleser, die das Thema deines Buches interessiert, frag sie aus und nimm die Meinung ernst. Der Leser hat IMMER recht.
6.      Sei konsequent. Nur das beste Buch ist gerade gut genug!
Über allem steht aber „KONSEQUENZ, KONSEQUENZ, KONSEQUENZ“.

Wenn sie einen Tag in der Rolle irgendeiner Figur verbringen könnten welche wäre das?
Das tue ich ohnehin, denn jede Figur ist ein Teil von mir. Derzeit aber ist es meine neue Romanheldin „Pochette“, in die ich mich verliebt habe. Eine lebenslustige Diebin, die nach einer einfachen Regel lebt:
Wenn du etwas willst, dann hol es dir und genieße es. Auch wenn der Weg zum Ziel zwischen Satans flammenden Hörnern durchführt. Ich denke so wäre ich gerne, wenn ich eine Frau wäre. Aber über Pochette könnte ich im Augenblick endlos erzählen … J

Was Für ein Gefühl ist es das eigene Buch in Händen zu halten?
Unglaublich, erleichternd, erhöhend, sagenhaft und dennoch … ein tiefer Wunsch schielt schon auf den nächsten Titel.

Was erwarten sie von ihrer Zukunft als Autor/in
Ich könnte jetzt schreiben: Geld, aber das ist nicht mehr wahr. Eher mit meinen Figuren Lesern Dilemmata aufzuzeigen. Situationen in die man selbst im Leben geraten kann und mit den Lösungen vielleicht helfen sich selbst und seine Umwelt besser zu verstehen.
Das und einfach ein paar spannende Stunden schenken zu können. Ja, das erwarte ich von der Zukunft und daran arbeite ich weiter hart. Tag für Tag.


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