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Steffen Flügler |
Wollten Sie schon
immer Autor werden?
Nein, beim besten Willen nicht. Ich hatte sogar die längste
Zeit meines Lebens eine ausgeprägte Abneigung gegen alles, was mit Literatur zu
hatte und schon in meiner Kindheit stets den Film bevorzugt. Ich wollte
eigentlich immer Schauspieler oder Musiker werden.
Meine Leidenschaft für das Schreiben habe ich erst relativ
spät (2008) entdeckt, allerdings dann sehr extrem.
Gab es eine Art
Auslöser der Sie zum schreiben gebracht hat?
Es gab zwei prägnante Begebenheiten die mich zum Schreiben
bewegt haben:
Ich hatte schon vor meinem Buch, welches ja von meiner
17-jährigen Drogenvergangenheit handelt, Vorträge über meine Lebensgeschichte
gehalten. Aus dem Publikum kam dann immer öfter die Frage, ob es kein Buch von
mir gibt bzw., ob ich nicht vorhabe eines zu schreiben. Da fängt man natürlich
irgendwann mal an, sich Gedanken darüber zu machen.
Der zweite Auslöser war meine jüngere Schwester, die in Los
Angeles als Regisseurin arbeitet und fast ausschließlich die Storys zu ihren
Filmen selbst schreibt. Sie hatte mich mehr als 2 Jahre lang bearbeitet bzw.
überredet ein Buch über mein Leben zu schreiben.
Als ich dann damit angefangen hatte, war ich, trotz meiner
ablehnenden Grundeinstellung dem Schreiben gegenüber, sehr schnell Feuer und
Flamme dafür.
Heute könnte ich mir eine Leben ohne das Schreiben überhaupt
nicht mehr vorstellen.
Haben Sie einen
Autoren als Vorbild?
Lexi Alexander, meine jüngere Schwester.
Was sind Ihre
Lieblingsbücher?
„Schloss aus Glas“ von Jeannette Walls, „Krass“ von Augusten
Burroughs, „Der Fänger im Roggen“ von J.D. Salinger und alles von Charles
Bukowski, um nur einige zu nennen.
Auf Fantasy Romane stehe ich normalerweise nicht so, aber
die Trilogie „Die Tribute von Panem“ finde ich echt klasse.
Welches Genre
bevorzugen Sie als Leser?
Was das Lesen betrifft, bin ich genauso ein Spätzünder wie
bei der Schreiberei.
Erst als ich so ca. 38 Jahre alt war und kurz vor meiner
Therapeutenausbildung stand, hatte ich angefangen mich intensiv mit Büchern
auseinanderzusetzen. Das war dann mehr Fachliteratur aus dem Bereich der
Psychologie, psychische Krankheiten und Methodik etc., bis dann auch
Motivationsbücher u.ä. hinzukamen. Nach dem Abschluss meines Studiums war mein
Bücherregal dann prall gefüllt.
Es ist kaum zu glauben, aber bis ich anfing mein eigenes
Buch zu schreiben hatte ich noch nie zuvor eine „lebendige Geschichte“ wie z.
B. einen Roman gelesen.
Heute lese ich sehr viel und alles Querbeet, auch gerne
Jugendbücher.
Was ist Ihre
Lieblingsmusik?
Indie, Alternative, Punkrock, Hardcore und bedingt Hip Hop
(wenn es nicht zu kommerziell wird). Auch viele ältere Bands mit
gitarrenlastigem Stil zählen zu meinen Favoriten. Die Stones waren schon immer
meine Lieblingsband, aber ich höre ihre Musik nur noch sehr selten.
Haben Sie eine Art
Ritual beim schreiben?
Nein, kein bewusstes.
Gab es bei Ihnen
jemals Schreibblockaden und wenn ja was machen sie dagegen?
Ich schreibe eigentlich nur, wenn ich auch den Drang dazu
verspüre und dabei gibt es so etwas wie Blockaden nicht.
Woher nehmen sie die
Ideen zu ihren Büchern?
Meine Veröffentlichungen haben alle einen rein
autobiografischen Charakter. Die Geschichten, die ich aufschreibe habe ich also
zuvor schon gelebt.
Ist eine Fortsetzung
geplant?
Mein neues Buch „Anti-Streber“ wird in Kürze erscheinen. Es
beschreibt einige Tage aus meinem Leben als 14-jähriger und hat das Thema
Schulversagen und das daraus resultierende Verhalten im Fokus.
Schreiben Sie Hauptberuflich
oder als Hobby nebenbei?
Ein Hobby war das Schreiben für mich noch nie gewesen. Ich
habe ja mein erstes Buch in einen bereits existierenden Beruf eingebaut, auch
wenn ich damals noch am Anfang damit stand. Deshalb kann ich auch nicht
behaupten, mein Hobby zu meinem Beruf gemacht zu haben, sondern ich habe mein
Leben zu meinem Beruf gemacht, weil meine Vorträge und Texte ausschließlich auf
meiner Vergangenheit und Gegenwart basieren.
War es schwer einen
Verlag zu finden?
Ich hatte erst gar keinen Verlag gesucht, weil mein
ursprüngliches Vorhaben ja war, „Treppe in die Dunkelheit“ ausschließlich den
Zuhörern meiner Vorträge als Ergänzung anzubieten. Also habe ich mich direkt an
einen Selbstverlag gewandt, der es dann aber auch in den gängigen
Onlinebuchshops angeboten hatte. Mittlerweile habe ich alleine auf Amazon ein
paar Tausend Exemplare verkauft und bekomme regelmäßig Leserpost aus dem
gesamten Bundesgebiet, Österreich und der Schweiz. Also, der größte Teil meiner
Leser besteht schon lange nicht mehr aus dem Publikum, welches ich direkt
anspreche.
Bei meiner zweite Veröffentlichung „Auf der Suche nach der
Sucht“, handelt es sich um einen Text, den ich zu der Anthologie „Geschlossene
Gesellschaft?“ beigetragen habe und bei der schon ein Herausgeber vorhanden
war.
Mein neues Buch „Anti-Streber“ werde ich wieder durch den
gleichen Selbstverlag veröffentlichen lassen, da ich ja bereits eine breitere
Leserschaft für mich gewinnen konnte.
Beschreiben Sie sich
selber in 3-4 Sätzen
Ich beschreibe ja in meinen Geschichten mit tausenden von
Sätzen meine Persönlichkeit, aber dies in nur 3-4 Sätzen zu tun, ist selbst für
mich äußerst schwierig. Okay, um den Schwierigkeitsgrad nochmal zu erhöhen,
wähle ich nur drei Worte:
...hinfallen...aufstehen...weitergehen...
Was würden Sie als
ihre herausstechenste Charaktereigenschaft sehen?
Durchhaltevermögen
Wo würden Sie am
liebsten Leben und warum?
In der Gegend, in der ich lebe fühle ich mich wohl, kann mir
aber auch sehr gut vorstellen einmal irgendwo anders auf dieser Welt zu wohnen.
Dazu gibt es aber noch keine konkreten Vorstellungen und ich lasse, wie bei so
vielen Dingen in meinem Leben, einfach alles auf mich zukommen.
Welchen Rat haben Sie
für jemanden der selber schreiben möchte?
Schreiben! Schreiben! Schreiben! ...und versuchen es zu
veröffentlichen...
Kürzlich lernte ich eine junge Frau kennen, die ich zu
Anfang mit Literatur gar nicht in Verbindung gebracht hätte. Sie zeigte mir
dann eines Tages sehr zögerlich ein Gedicht, das sie geschrieben hatte. Obwohl
ich normalerweise mit Gedichten nicht viel anfangen kann, war ich sofort sehr
begeistert davon und auch von dem Rest, den sie geschrieben hatte.
Mir hat das mal wieder vor Augen geführt, was für großartige
Dinge in manchen Computern schlummern, oder auf dem Papier verstauben, während
die Bestsellerlisten regelmäßig mit dem größten Müll zugeschüttet werden.
Wenn sie einen Tag in
der Rolle irgendeiner Figur verbringen könnten welche wäre das?
Ich war noch nie ein Typ der sich stark mit anderen Personen
identifizieren konnte bzw. mit irgendjemandem tauschen wollte. Mir fällt da
jetzt echt niemand ein.
Was für ein Gefühl
ist es das eigene Buch in Händen zu halten?
Ich konnte das Gefühl in der ersten Zeit gar nicht so richtig
wahrnehmen. Der Postbote kam, ich packte das Buch aus und saß erstmal mit dem
Teil da und wusste überhaupt nicht, was ich jetzt damit anfangen sollte. Dann
überprüfte ich, ob auch wirklich alle Seiten drinnen waren...danach las ich es
komplett durch, ob auch wirklich alles drin steht, was ich geschrieben hatte
(obwohl ich von Natur aus kein sehr misstrauischer Mensch bin). Ich legte es
auf die Seite und jedes mal, wenn ich es sah oder berührte, kam mir das alles
völlig befremdend vor.
Einige Tage später, als ich es dann zum ersten Mal nach
einem Vortrag zum Verkauf anbot, die Leute aufgereiht in einer Schlange vor mir
standen und auch noch eine Signatur rein wollten, wurde mir zum ersten Mal
richtig bewusst: Hey Mann, du hast ein Buch geschrieben und die Leute lesen das
jetzt. Irgendwie hat mir das aber auch ein bisschen Angst gemacht und außerdem
wusste ich weder mit welchen Worten, noch an welcher Stelle ich das Buch
signieren sollte.
Diese Gefühle von Stolz oder Befriedigung, von denen andere
Autoren berichten, kam eher in Raten und konnten sich erst nach Wochen und
Monaten so richtig in mir ausbreiten.
Was erwarten sie von
ihrer Zukunft als Autor?
Meine Schwester plant einen Film zu meinem Buch und steckt
schon mitten in der Arbeit. Es wäre natürlich der Hammer, wenn das klappen
würde. Zuerst müssen wir aber noch mehr Sponsoren, Produzenten etc. für dieses
Projekt gewinnen, um mehr Planungssicherheit zu haben.
Ich bin selbst sehr überrascht, dass meine Buch einen so
großen Anklang bei Jugendlichen findet und diese Altersgruppe mittlerweile mit
die größte Gruppe meiner Leser bildet. Da ich durch meinen damals exzessiven
Alkohol- und Drogenkonsum selbst nie wirklich eine einigermaßen normale
Jugendzeit hatte, bin ich dieser Generation im besonderen Maße verbunden. Für
die Zukunft wünsche ich mir deshalb, dass noch sehr viele Jugendliche mehr
meine Geschichten lesen werden.